Schon seit einigen Jahren werden Zoos immer heftiger kritisiert. Es gibt unzählige Diskussionen darüber, ob Zoos überhaupt einen Nutzen haben oder einfach nur eine Tierquälerei sind. Auf der einen Seite können wir Menschen in den Zoos Tiere sehen, für die wir, je nach deren tatsächlichen Lebensräumen, hätten weit weg reisen müssen. Zudem können wir etwas über diese Tiere lernen. Andererseits stecken Zoos Tiere in Käfige und verdienen mit ihrer Zuschaustellung Geld. Der wichtigste Aspekt pro Zoo ist das Argument der Artenvielfalt, diese soll durch gezielte Zooaufzucht erhalten bleiben. Doch wie weit darf der Menschen hier gehen?
Heute kennen wir rund 1,8 Millionen Spezies. Das ist jedoch nur ein Teil von all den verschiedenen Tieren, die auf der Erde leben. Viele Tierarten sind in ihrer Existenz bedroht, viele werden wir niemals kennenlernen.1
Laut den Zoobefürwortern werden durch Tierparks die Arten geschützt, durch die Paarung von Tieren, die am wenigstens miteinander verwandt sind. Somit wird der maximale Genpool aufrechterhalten. Dies hat zur Folge, dass teils gesunde Tiere, die nicht für den Genpool relevant sind, getötet werden, da sie sich nicht paaren dürfen.2 Dies tönt paradox, da das eigentliche Ziel eines Zoos ist, Tiere vor dem Aussterben zu schützen. Kann dieses Vorgehen trotzdem als Artenschutz bezeichnet werden? Die Tierschutzorganisation PETA würde Nein sagen, da es beim Artenschutz darum geht, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum vor dem Aussterben zu retten. Ob sich ein Schweizer Zoobesucher einen Schimpansen ansieht oder nicht, hat keine Auswirkung auf den Schutz der Schimpansen in Afrika.3
Auch gehören die meisten in Schweizer Zoos gezeigten Tiere überhaupt nicht zu den gefährdeten Arten. Bei der Tierauswahl wird häufig darauf geachtet, dass diese bei den Besuchern beliebt sind. Das sind dann z.B. Elefanten, Löwen, Giraffen usw. Es handelt sich dabei mehrheitlich um Säugetiere, diese haben jedoch nur einen sehr kleinen Anteil an der Vielfalt.4
Somit stellt sich die Frage, ob Zoos nicht abgeschafft oder zumindest von Grund auf geändert werden sollten?
Wie zeichnet sich schlechte Tierhaltung aus?
Wildtiere sind in ihrem Verhalten und Körperbau auf ein Leben in Freiheit ausgerichtet. Nach Meinung von Tierschützern verkümmern die Tiere in Gefangenschaft. Anzeichen dafür seien die sogenannten Stereotypien, also die immer gleichen Bewegungsabläufe: etwa das Schwenken mit dem Kopf oder pausenloses Hin- und Herlaufen. Besonders dramatisch ist die Situation für Eisbären im Zoo. Als Langstreckenläufer und Eisliebhaber fristet er sein Dasein oft in sehr kleinen, wenig artgerechten Gehegen, muss sich mit hartem Beton als Untergrund zufrieden geben und im Sommer die für ihn ungewohnte Hitze in unseren Breiten ertragen. Noch schlimmer trifft es nur einige Meeresbewohner wie Delfine oder Orcas. Diese in kleinen Becken, noch dazu für Vorführungen zu halten, widerspreche dem Prinzip der artgerechten Tierhaltung. Zumal bereits der Zuschauerjubel massiven Stress für die geräuschempfindlichen Meeressäuger bedeute.5
Der Tiger dreht ständig seine Runde, die Seelöwen schwimmen immer im Kreis und der Elefant wackelt kontinuierlich mit dem Rüssel umher. Wer so etwas schon beobachtet hat, kann unter Umständen davon ausgehen, dass die Tierhaltung im Zoo nicht artgerecht ist. Es ist den Tieren langweilig, sie fühlen sich allein oder das Gehege ist einfach zu klein, um dem Bedürfnis nach Bewegung nachzukommennicht artgerecht ist. Es ist den Tieren langweilig, sie fühlen sich allein oder das Gehege ist einfach zu klein, um dem Bedürfnis nach Bewegung nachzukommen
Wie wird die Tierhaltung verbessert?
Richtig umgesetzt kann Zootierhaltung sinnvoll und artgerechtsein. Den perfekten Zoo wird es wahrscheinlich nie geben, aber in der Regel sind Zoologische Gärten darauf bedacht, dass ihre Tiere möglichst artgerecht gehalten werden, und verbessern die Haltung ihrer Tiere immer weiter.
Natürlich existieren Zoos, in denen die Tiere unter schlechtesten Bedingungen gehalten werden – aber es gibt auch positive Beispiele. Viele Zoos versuchen die Tiere so artgerecht wie möglich zu behandeln, um auch die Besucher mit gesunden Tieren zu erfreuen.
Durch größere, den Bedürfnissen der Tiere angepasste Gehege haben sich die Haltungsbedingungen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.
Zudem wird versucht, die Tiere auf verschiedene Art und Weise zu beschäftigen, indem es ihnen zum Beispiel erschwert wird, an ihr Futter zu gelangen. So müssen Eisbären Fleischbrocken erst aus großen Eiswürfeln holen oder Schimpansen ihre Rosinen aus einem ausgehöhlten Baumstamm.6
Quellen
1 Mathias Tertilt (2021). Zoodirektor: „Wir müssten 80.000 Elefanten töten!“. https://www.deutschlandfunk.de/debatte-um-artenschutz-zoodirektor-wir-muessten-80-100.html. (28.05.2022).
2 Ebd.
3 PETA Schweiz (2020). Zoos: Was Sie über Tierparks und Zoos wissen sollten. https://www.peta-schweiz.ch/zoo. (28.05.2022).
4 Mathias Tertilt (2021). Zoodirektor: „Wir müssten 80.000 Elefanten töten!“. https://www.deutschlandfunk.de/debatte-um-artenschutz-zoodirektor-wir-muessten-80-100.html. (28.05.2022).
5JÜRGEN RÖSEMEIER-BUHMANN, „Wie artgerecht ist die Tierhaltung in Schweizer Zoos?“, https://www.nachhaltigleben.ch/freizeit/tierhaltung-im-zoo-wie-artgerecht-werden-sie-gehalten-3024 (28.05.22)
6Susanne Wagner und Christian Görzel, Planet Wissen, „Kritik an Zoos“, https://www.google.com/amp/s/www.planet-wissen.de/natur/tier_und_mensch/zoos/pwiekritikanzoos100.amp (28.05.22)